Bleiben wir noch ein wenig beim Kaufhof am Münchner Marienplatz, über den wir schon gestern ausführlich geschrieben haben. Hier, in dieser Festung des schlechten architektonischen Geschmacks unterhält das Kaufhof-Imperium eine ständige Vertretung. Lange Zeit gehörte Kaufhof, wie auch die Mitbewerber Hertie und Karstadt, zu den Kaufhäusern der Stadt, neudeutsch Departmentstore, die, zumindest in der Vor-Amazon-und-Zalando-Epoche, unser Einkaufsverhalten prägten.

Nun gibt es ja von jeher zwei gegenläufige Tendenzen. Zum einen verdrängen Shops die Cafés aus der Innenstadt um dann zum anderen in diesen Shops wieder Cafés oder eine ähnliche Art der Gastronomie zu betreiben, zumindest auf einem Teil der Verkaufsfläche. Wie zum Beispiel im neuen Hugendubel, eine Buchhandlung ebenfalls in bester Lage am Marienplatz, mit dem Café des Lesens, nur, dass man den Standortvorteil, nämlich den unnachahmlichen Blick auf Platz und Rathaus, hier leider verspielt.
Anders beim Kaufhof. Die haben im vierten Stock eine ganze Ecke für ihr Café freigeräumt und dann auch noch ausgerechnet die Ecke mit den großen Fenstern und dem Blick aufs Glockenspiel im Rathaus. Prima Idee. Außerdem hat man sich einen Münchner Partner mit ins Boot geholt, die Konditoren-Familie Eisenrieder, die mit ihrem Stammhaus und dem Kaufhof-Ableger es inzwischen auf zehn Verkaufsstellen bringt.

1966 gründete Karl Eisenrieder als junger Konditormeister das erste Café im Herzen Schwabings, das in München eine richtige Institution geworden ist. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Lieselotte und seiner Söhne Charly und Max Eisenrieder kamen bald weitere Cafés dazu. Darunter die neben dem Stammhaus an der Münchner Freiheit in Schwabing bekanntesten, wie gegenüber des Nordfriedhofs das Café Eisenrieder oder das am Rotkreuzplatz.
Das „Café überm Marienplatz“ erlaubt einen besonders schönen Blick auf den Nabel von München. „Ich bin in München geboren und kenne die Stadt wie meine Westentasche, aber wenn ich diese Aussicht sehe, verliere ich mich jedes Mal in ihrer Schönheit“, meint Charly Eisenrieder, der gemeinsam mit seinem Bruder Max das Café für Naschkatzen, Entschleuniger, Pausenmacher und Genießer führt. Ich finde diese Symbiose zwischen Kaufhaus, Café und Panoramablick jedenfalls für sehr gelungen.
Café überm Marienplatz, Galeria Kaufhof München Marienplatz, Kaufingerstraße 1 – 5, München-Altstadt; Öffnungszeiten: Montag – Samstag 09.00 – 20.00 Uhr.
Quelle: Unternehmensseiten.