Ein kleines Café an der Via Roma. Klein, keine Webseite, kein Eintrag bei Google. Aber an einer Stelle, wo vielleicht schon zu Cäsars Zeiten eine Taverne stand. Denn die Via Roma hat ihren Namen nicht von ungefähr. Sie dürfte schon seit über 2.000 Jahren so heißen. Gegenüber vom Café ein Block mit Mietskasernen. Mich erinnern sie stark an die Insulae, die römischen Mietshäuser aus meinem Lateinbuch, oder aus Asterix. Deren Grundriss dürfte sich bis heute kaum verändert haben. Insulae waren vor allem in größeren Städten zu finden und wurden zumeist von weniger wohlhabenden Menschen bewohnt, da sie wenig Miete kosteten. Es waren in der Regel mehrstöckige Gebäude mit 6 bis 7 Etagen, wobei sich im Erdgeschoss häufig Geschäfte (tabernae) befanden und in den Stockwerken darüber die Wohnungen (cenacula) der Mieter. Stellt man jetzt einen Centurio davor, wäre die Illusion perfekt. Nur die Autos stören.

DEas weitaus modernere und vor allem nachts stark frequentierte Café Stalingrado habe ich nicht besucht. Es lag wohl am Namen. Dann lieber das kleine Café gegenüber. Schwarze Tische und rote Stühle, ein Bild von Marilyn Monroe an der Wand, Werbung von Coca Cola und Caffé Vergnano 1882. Deren Kaffee wird hier auch ausgeschenkt. Caffè Vergnano wurde im Jahr 1882 von Domenico Vergnano im italienischen Chieri gegründet. Hier, unweit von Turin, begann der heutige Großbetrieb zunächst als Gemischtwarenhandlung, in der auch Kaffee geröstet und verkauft wurde.
Das Unternehmen legte jedoch schnell eine beachtliche Entwicklung hin. Schon bald wurden zwei weitere Geschäfte in Alba und Turin eröffnet.

Zu Beginn der 1930er Jahre erwarb man eine eigene Kaffeeplantage in Kenia. Qualität ist das Erfolgsrezept von Vergnano: von Anfang an setzte das Familienunternehmen auf die sorgsame Auswahl hochwertiger Rohkaffees sowie eine schonende Röstung. Im Jahr 1985 fusionierte Caffè Vergnano mit Casa del Caffè, einem weiteren italienischen Traditionsunternehmen. Seit 1996 werden die Geschäfte von den Brüdern Carlo und Franco Vergnano und damit bereits in vierter Generation geführt. Derlei Gedanken lassen die letzten Stunden in Olbia wie im Flug verstreichen. Und gegenüber vom Café fährt der Bus zum Flughafen – und diesmal sogar fast pünktlich…

Lorenzo’s Café, Via Roma, 63, Olbia, Sardinien, Italien. Öffnungszeiten leider nicht verfügbar. Informationen über Insulae von Wikipedia, über Caffè Vergnano von Kaffeezentrale.de.