Busfahren in Olbia wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Zum Beispiel, wie das mit Raum und Zeit so genau ist. Etwas weniger philosophisch ausgedrückt: es ist für den flüchtigen Touristen unmöglich zwischen Fahrplan und Realität einen Zusammenhang zu finden.
Dabei sind die Busverbindungen in Olbia nicht einmal schlecht. Vor allem die Via Goffredo Mameli, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Stadt, der mit der Sperre wegen der Großbaustelle auf der Via Unità d’Italia eine noch größere Bedeutung zukommt wird von zahlreichen Buslinien befahren. Allerdings hatten sie Stadtplaner eine etwas merkwürdige Idee. Die somit wichtigste Kreuzung der Stadt Via Goffredo Mameli beziehungsweise in der Verlängerung Via Santa Simplicio mit dem Corso Vittorio Veneto beziehungsweise Corso Umberto I, der wichtigsten Flanier- und Shoppingstrasse Olbias, wird diagonal mittels der Bahnlinie durchtrennt. Sind die Schranken unten – und das sind sie gerne und lange – steht der gesamte Verkehr, der Stau wird immer länger und Fahrpläne verkommen zu Makulatur.

Die Fahrpläne haben es allerdings auch in sich. Oft werden die Haltestellen nach unbedeutenden Querstraßen benannt. Wer die nicht kennt, der kann deren Lage kaum verorten. Schon dadurch empfiehlt sich ein Tagesticket. Im Zweifel kann man einfach beim nächsten Halt aussteigen und den nächsten Bus zurück nehmen. Der Raum scheint ganz gut definiert. Mit der Zeit ist das anders. Denn den Fahrplan gibt es zwar, er ist aber nicht erkennbar. Die Anwendung von Tricks bringt einen selten weiter. Erwartet man einen Bus, weil schon viele Leute an der Bushaltestelle stehen, dann kann es auch sein, dass die in die selbe Falle getappt sind. Und nachdem alle modernen und digitalen Busanzeigen an den Haltestellen ausgefallen sind, bleibt einem nur zu warten. Allerdings wird man per Leuchtschrift regelmäßig dazu aufgefordert den Verkehrsverbund von Olbia auf Facebook zu liken…

Im oben bereits erwähnten Corso Vittorio Veneto befindet sich auch das La Dolce Vita Café, ein stilvoll eingerichtetes Café im Kaffeehausstil. Schon durch die Auswahl der Bilder an der Wand – zum Beispiel „Das Frühstück der Ruderer“ von Pierre-Auguste Renoir als schön gerahmter Kunstdruck – unterscheidet es sich von anderen Cafés. Eine lange, geschwungene Bar aus hellerem Holz, Marmortischchen, Kaffeehausstühle mit mintgrünen Bezügen ergänzen die Einrichtung. Trotzdem kommen auch Handwerker auf ein schnelles, italienisches Frühstück oder einen Espresso vorbei. Außerdem gibt es hier leckeren Kuchen.
Noch schöner wäre es nur, ginge der Bus zurück pünktlich, vor allem, wenn es in der Nacht der letzte Bus ist, der vom Corso Vittorio Veneto zurück ins Zentrum fährt. Nach 20 Minuten hatte ich die Hoffnung aufgegeben, nur um mich dann zwischen zwei Haltestellen von selbigem überholen zu lassen. Der Weg hat also, mit oder ohne Bus, immer die gleiche Länge. Nur die Zeit, die man dann erschöpft im Hotel ankommt, ist relativ.
La Dolce Vita Café, Corso Vittorio Veneto, 31, Olbia, Sardinien, Italien, Öffnungszeiten Montag – Samstag 07:00 – 22:00 Uhr, Sonntag geschlossen.