So billig wurde Arabica-Kaffee zuletzt vor 13 Jahren gehandelt: schon seit Anfang März ist der Preis an der Börse von New York für das Pfund Rohkaffee unter einen US-Dollar gefallen. Seit Mitte März ist er noch tiefer auf 95 US-Cent gerutscht. Schuld daran trägt, unter anderem, die Rekordernte Brasiliens in einem Niedrigertragsjahr.
Während man in Brasilien, dem Kaffee-Exportland Nummer eins, von dem guten Ernteergebnis zehrt, stellt sich die Situation zum Beispiel für Kolumbien schwieriger dar. Der ehemalige Vize-Weltmeister im Kaffeeexport wurde zuerst von Vietnam, zuletzt auch von Indonesien überholt und belegt somit nur noch Platz vier. Eine Besonderheit des Andenstaates ist, dass hier zwei Mal im Jahr geerntet werden kann. Die erste Ernteperiode dauert von März bis Juni, die zweite von September bis Dezember.

Es sind überwiegend Kleinbauern, die den Kaffee in Kolumbien anbauen. Konnte man sich früher darauf berufen, besonders hochwertigen Arabica-Kaffee anbieten zu können, ist die Situation heute schwieriger, denn auch andere Anbauländer stellen inzwischen gute bis sehr gute Rohware zur Verfügung. Das drückt den Preis. Momentan, so die Vereinigung der Kaffeeproduzenten in Kolumbien, liege der unter den Produktionskosten. Um kostendeckend arbeiten zu können müsste der Kaffeepreis auf 140 bis 150 US-Cent je Pfund steigen.
Um das zu erreichen plädieren die Kaffeeproduzenten in Kolumbien dafür, zumindest die Verkaufspreise für Kaffeebohnen höherer Qualität vom Börsenpreis in New York abzukoppeln. Eine nachhaltige Lösung ist das aber nicht. Analysten erwarten erst dann eine Entspannung auf dem Weltmarkt, wenn das Angebot erheblich verknappt wird. Derzeit ist das Gegenteil der Fall. Laut Statista ist die Menge geernteten Arabica-Kaffees in der Saison 2018/2019 im Vergleich zur vorherigen Saison um 10.000.000 Säcke à 60 KG auf 104.018.000 Säcke angestiegen.

Das Überangebot wird zu einem Verdrängungswettbewerb führen. Dabei werden etliche Kaffeebauern auf der Strecke bleiben. Weltweit arbeiten derzeit etwa 25 Millionen Menschen im Anbau, der Verarbeitung und dem Vertrieb von Kaffee. Damit fiele für viele Familien eine überlebenswichtige Einnahmequelle weg. Dass der deutsche Konsument von den niedrigen Rohkaffee-Preisen profitiert ist dagegen nicht zu erwarten.
Bildrechte: bluedesign/fotolia.com, mesherground/fotolia.com, actingpool/fotolia.com; Quellen: Godmode Trader, Commerzbank, Tagesinfo Rohstoffe, Statista, Wikipedia, Tchibo-Kaffeereport 2018, Coffeecircle.