Es ist ein kalter, schneeverregneter Morgen am Münchner Viktualienmarkt. Wie schnell sich das Gesicht einer Stadt verändern kann, wird hier an der Bushaltestelle Viktualienmarkt gegenüber des Eataly klar: hier hat es gleich zwei gastronomische Betriebe erwischt.

Zum einen ist das Caffé Classico Geschichte. Nun, es ist nicht ganz weg, es ist nur anders. Aus dem Caffé Classico ist die Cole & Porter Tagesbar geworden. Nicht, dass ich etwas gegen Cole & Porter habe. Schließlich habe ich ihre Bar in der Sendlinger Straße hier im Blog schon lobend erwähnt. Alleine stimmt es mich nachdenklich, wenn sich daraus schon wieder eine Art Filialbetrieb entwickelt.

Wenige Schritte weiter hängt im Türfenster des Le Plöpp Bar & Bistro ein Zettel „Dauerhaft geschlossen“. Für den einen oder anderen Insider mag das ein Schock sein. Mag das Le Plöpp auch klein gewesen sein, seine Fangemeinde war ungleich größer. Einzig das Café Frischhut – besser bekannt als Café Schmalznudel – kann sich noch halten. Von den Geschäften von einst ist sonst nur noch der Schlosser da.

Die Stühle und Tische vor den Cafés sind heute verwaist. Bei dem Sauwetter will niemand draußen sitzen. Auf einem der Tische wird ein Paar Schuhe langsam eingeschneit. Auf einem Zettel steht „zu verschenken“ und ein kleines Herzerl. Irgendwie verschenken wir gerade das Gesicht unserer Stadt. Wo früher Lieblingsorte waren, beherrschen heute Flagshipstores und Ketten das Straßenbild. Für Individualisten wie das Plöpp scheint der Lebensraum knapp zu werden.