“Von etwas windiger Eleganz, der jeweils herrschenden Mode immer einen Schritt voraus stolzierend, hat sich der Stenz zur Kultfigur entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen, bzw. auf das, was er dafür hält und schafft es, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein!” So definiert das Stenz den Begriff Stenz. Über das Stenz in der Waldfriedhofstraße haben wir hier schon berichtet. Jetzt ist das „Stammhaus“ am Lindwurmbergerl an.

Doch zuerst ein kleiner Exkurs über Sendling. Besiedelt ist das Gebiet oberhalb und unterhalb der Isar-Hangkante schon seit über 4.000 Jahren. Zumindest so um das Jahr 600 war eine nennenswerte Siedlung entstanden, deren Chef ein gewisser Sendilo gewesen sein soll. Urkundlich erwähnt wird etwa 200 Jahre später ein Ort Namens Sentilinga und nochmal 200 Jahre später kennt man die Gegend als eine Ansammlung von einigen mehr oder weniger zusammenhängenden Bauerngütern, deren Grund sich der dort ansässige Adel mit dem Bischof von Freising und dem Kloster Schäftlarn teilen durfte.
An Bedeutung gewann Sendling mit der Gründung Münchens 1158 durch Heinrich den Löwen. Der Markt lag damit an einer immer bedeutender werdenden Handelsroute, der Straße vom rasch aufstrebenden München nach Weilheim, mit einer Abzweigung nach Schäftlarn und Wolfratshausen. Daher hieß die heutige Lindwurmstraße ursprünglich auch Sendlinger Weg, später Sendlinger Landstraße oder auch „Alte Sendlinger Straße“.

Doch bevor wir tiefer in die Geschichte des Viertels einsteigen machen wir noch Rast im Stenz. Hier finden wir eine der schönsten Sonnen-Ecken in diesen letzten, wärmeren Herbsttagen. Der Kaffee ist lecker, wie nach dem Besuch des anderen Stenz auch nicht anders zu erwarten. Hausgemachte Kuchen locken aus einer beleuchteten Vitrine. Kleine Mittagsgerichte wie Fleischpflanzerl, Maultaschen mit Austernpilzen oder zarte Rippchen vom Bio-Schwein ergänzen das Angebot.
Wir aber sind hier wegen des Sonnenplatzes und des Kaffees. Das erinnert mich an ein Buch aus meiner Kindheit, nämlich das von Frederick der Maus: Der Winter naht. Alle Feldmäuse arbeiten Tag und Nacht, sammeln Körner und Nüsse, Weizen und Stroh. Alle bis auf Frederick. Er sammelt Sonnenstrahlen, Farben und Wörter, das sind seine Vorräte für die kalten, grauen und langen Wintertage. Nun, so will ich heute noch ein paar Sonnenstrahlen, Farben, Aromen und Gerüche sammeln. Der Winter kommt bald und wird vielleicht lang…

Stenz, Lindwurmstraße 122, München-Sendling, Öffnungszeiten: täglich 09:00 – 17:00 Uhr, Samstag und Sonntag bis 18:00 Uhr.
Morgen gibt es leckeren Kuchen von der Bäckerei Neulinger!