Als ich mit meiner Frau in Kuba war, da war zumindest noch ein Castro Präsident des Staatsrates. Es wäre unredlich würde ich behaupten, wir seien etwas anderes gewesen als turistas. Das hängt schon damit zusammen, dass mein Spanischkenntnisse gerade einmal dafür reichen einen Kaffee oder einen Cuba libre zu bestellen. Von beidem gab es reichlich.
Die üblichen historischen Bezüge und politischen Hintergründe lasse ich an dieser Stelle weg. Wer Lust hat die überaus spannende Geschichte eines ebenso faszinierenden Landes zu erfahren, der möchte das bitte selber googeln. Ich möchte lieber meine persönlichen Eindrücke schildern. Und von denen gibt es eine ganze Menge.

Das Kuba auf seinen Plantagen hauptsächlich Zuckerrohr, Tabak und Kaffee anbaut ist eine Binsenweisheit. Davon leiten sich vier Produkte ab: Rohrzucker, Rum, Zigarren und Kaffee, wobei alle vier Produkte der Insel ihren ganz eigen Charakter haben. Und im Prinzip die einzigen Produkte sind, die immer und überall verfügbar sind.
Wer sich in Kuba mit Kaffee eindecken will, der sei gewarnt. Natürlich gibt es dort Kaffee zu kaufen – kiloweise. Doch sollte man nicht erwarten unbedingt allererste Qualität zu bekommen. Die A-Ware ist nämlich hauptsächlich für den Export bestimmt. Danach kommen in der Versorgungskette die staatlichen Hotels und Gastronomiebetriebe – der Tourismus untersteht dem Militär! – und die Shops, in denen man mit dem Peso cubano convertible einkaufen kann. Diese Zweitwährung auf Kuba – kurz CUC – ist, sagen wir einmal so, das Geld der Touristen. Die „Einheimischenwährung“ Peso cubano oder CUP bekommt ein Tourist so gut wie gar nicht zu Gesicht.

Wozu auch? Mit dem CUP kann man nur in Geschäften einkaufen, in den es wenig bis fast nichts gibt. Wer als extranjero, als Ausländer etwas kaufen möchte, der braucht eh den CUC, der, auch wenn er convertible heißt, natürlich nicht frei konvertierbar ist. Zurück zum Kaffee. Was man in den Shops mit CUC-Annahme bekommt ist ehrliche B-Ware und typischer Weise ein Cuba Serrano. Der Cuba Serrano wächst an den schattigen Hängen der Berge der Sierra Maestra – ein Gebirgszug im Osten Kubas, westlich der Stadt Santiago de Cuba – und hat wenig Säure und eine angenehme Süße. Sein Aroma lässt sich als rauchig bis rustikal bezeichnen, ein ehrlicher Arbeiterkaffee mit Anklängen an Zuckerrohr und Tabak – mild, säurearm, gehaltvoll und unverkennbar würzig.
Wegen der begrenzten Produktion ist kubanischer Kaffee keine Massenware. Auf nährstoffreichen Böden auf, im Vergleich zu anderen südamerikanischen Anbaugebieten, tiefen Lagen, reifen die Kaffeebohnen langsam heran. Gepflückt und verarbeitet wird weitgehend von Hand, Düngemittel werden ebenfalls nicht eingesetzt. Hierzulande kostet eine Café Serrano aus Kuba etwa 25,00 Euro das Kilo.

In den touristisch erschlossenen Gebieten gibt es italienische Espressomaschinen. Weit verbreiteter sind Herdkannen, wie man sie aus Italien kennt. Weil die erfahrungsgemäß keine haltbare Crema haben, bedient man sich eines Tricks: man gibt etwas Rohrzucker in die Tasse, gibt etwas Rohrzucker dazu und rührt das ganze schnell schaumig. Dann kommt der Kaffee darüber. Das ganze wird dann Espumita genannt, aber auch Café Cubano oder Caficito, was so viel wie kleiner Kaffee bedeutet. Darüber hinaus gibt es Café con Leche, also Café mit heißer Milch, und Cortaditon/Cortadito, einen Espresso mit geschäumter Milch. Irgend eines dieser Kaffee-Getränke konsumieren Kubaner zu jeder Tages- und Nachtzeit und grundsätzlich mit Rohrzucker. Wir sollte es ihnen gleich tun, zumindest was den Rohrzucker betrifft, denn der passt vorzüglich zu unserem Café Cubano.
Die Cuba-Highlighst: Café El Escorial, Museo Del Chocolate, El Patio, El Floridita, Havanna bei Nacht.