Plötzliches Erwachen nach traumloser Betäubung. Eigentlich hätte es eine Spinalanästhesie werden sollen. Im OP bemerkte der Narkose-Arzt Gott sei Dank rechtzeitig, dass das Lokalanästhetikum bei mir nicht so recht anschlagen wollte und schickte mich kurzerhand ins Nirvana…

Angefangen hatte alles mit dieser unseligen Abkürzung. Ich hätte auch glatt eine halbe Minute gespart. Wenn ich nicht auf Matsch und feuchtem Laub ausgeglitten wäre und dabei so unglücklich auf das angewinkelte Knie gefallen wäre, dass die Patellasehne abriss. Danach war mein rechtes Bein wie Gummi und eine Sanka brachte mich ins nahe gelegene Uni-Klinikum.

Damals, also Mitte Dezember, dachte ich noch, dass in sechs bis acht Wochen bestimmt alles erledigt sei. Während ich das schreibe ist inzwischen Mai darüber geworden und ich bin immer noch nicht arbeitsfähig. Um so wichtiger war es für mich in der Zeit nach Unfall und OP, dass meine Ziele nahe von U-Bahn- oder Busstationen lagen. Die Agip-Tanke gegenüber der Physiotherapie und gleich neben der U-Bahnhalte Implerstraße, der Tchibo am Goetheplatz oder der Kustermann nicht weit vom U-Bahn-Aufgang, das waren gute Ziele. Jedes Café hundert Meter weiter halt nicht mehr.

Inzwischen war ich auf Reha im schönen Badenweiler. Mein erster Marsch von der Römerbergklinik zum Ort hinüber und ins Café Gerwig war für mich ein persönlicher Achtungserfolg. Immerhin eine Strecke von geschätzt 1,2 Kilometern! Und zurück! Wobei ich mich am nächsten Tag fühle, als hätte ich eine Bergtour unternommen.

Doch zurück in den Aufwachraum der Uni-Klinik in München. Nachdem ich gerade zu mir gekommen war, kam der Narkosearzt um nach mir zu sehen. Und er fragte mich, ob er noch etwas für mich tun könne. Ein Kaffee wär‘ jetzt recht, meinte ich. Dankbar bin ich ihm bis heute dafür, dass er mich von den üblichen Einwänden verschonte. Stattdessen brachte er mir eine große Tasse von dem guten Ärztekaffee! Kaum ein Kaffee hat je besser geschmeckt. Und ich hatte so ein Gefühl: alles wird gut…

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