In den letzten Tagen beschäftigte vor allem eine Meldung die Wirtschaftsblätter: Starbucks verkauft seine Handelssparte für 7,15 Milliarden Dollar in bar an Nestlé! Bei dem Deal geht es um den Vertrieb der Starbucks-Produkte wie Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee. Die 28.000 Starbucks-Cafés weltweit sowie der Vertrieb von Fertiggetränken verbleiben beim Franchisegeber mit Hauptgeschäftssitz in Seattle, USA. Der Schweizer Handelsriese verleibt sich lediglich den Kaffeevertrieb ein – und hält damit seinen schärfsten Konkurrenten auf Abstand, den Konzern der deutschen Unternehmerfamilie Reimann.
Auf den ersten Blick gibt es bei diesem Geschäft nur Gewinner: Starbucks, für die der Verkauf ungebrühter Kaffeeprodukte nur ein aufwendiges Zusatzgeschäft war, kann sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, das Erschließen neuer Märkte durch Expansion der Café-Kette. Nestlé hingegen wird die Marke nutzen um damit weitere Marktanteile weltweit zu erobern, den klangvollen Namen der US-Kaffeeköche im Gepäck. Die Schweizer werden damit gleichzeitig zu einem der größten Kaffeehändler der Welt – nach Angeben von Nestlé finden bei diesem Geschäft die beiden stärksten Kaffeemarken weltweit zusammen. Vor allem sichert sich der Konzern Pfründe auf dem heiß umkämpften US-Markt.

Hier hatte JAB, die Holding der Reimanns, bereits 2012 die Kaffeehauskette und Rösterei Peet’s Coffee & Tea gekauft und drei Jahre später den Kaffeekapsel- und -Maschinenhersteller Keurig Green Mountain – ein Erfolg, der sich mit dem Nestlé-Starbucks-Deal marginalisiert haben dürfte. Für Nestlé ist der Deal aber vor allem eines: eine renditeversprechende Investition in einen Markt steigender Preise. Lag 2010 der Preis für ein Kilo Rohware noch bei 7,90 Euro, so erreichte er nur fünf Jahre später 10,24 Euro. Steigen die Preise so weiter, dann könnten bereits 2020 mehr als 12 Euro pro Kilo bezahlt werden.
Doch gibt es bei diesem Wettlauf auch Verlierer. Denn die beiden Konzerne Nestlé und JAB haben durchaus das nötige Gewicht um den Kaffeepreis steuern zu können. Es bleibt kaum zu erwarten, dass höhere Gewinnmargen den Kunden zu Gute kommen und auch die Kaffeebauern werden unter dieser marktbeherrschenden Machtkonzentration eher leiden als davon zu profitieren. Schon jetzt sind große Kaffeekonzerne dazu in der Lage den Bauern Kaffeepreise zu diktieren. Das führt unter anderem zu einem verstärkten Angebot von Bio-Kaffees, die aber unter zweifelhaften Arbeits- und Umweltbedingungen produziert wurden. Darüber hinaus darf man sich als Verbraucher ruhig fragen, ob es gut ist, wenn man alle Lebensmittel irgend wann nur noch aus einer Hand bekommt.
Bildrechte: blankstock Coffeeicons/fotolia.com, bluedesign/fotolia.com, Quellen: Pressemeldung von Nestlé vom 7. Mai 2018, Wallstreet-online, boerse-express.com, bild.de, Wikipedia.
Ich kaufe sowieso nur Kaffeebohnen von kleinen Herstellern, oft auch in Familienbesitz. 🙂
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