Leitungswasser zahlt keine Pacht. Oder: die Konditorei Schuntner.

Es gab mal eine Zeit, in der bei guten Konditoreien vor oder an Sonn- und Feiertagen die Kunden bis auf die Straße standen. Dazu gehörten zum Beispiel die Konditorei Habenschaden in Pullach (die es leider nicht mehr gibt), die Konditorei Wölfl in Haidhausen oder eben den Schuntner in Sendling, vis a vis der alten Sendlinger Kirche. Auch, wenn die Schlangen vor dem Laden heute der Vergangenheit angehören, die Kuchen und Torten sind immer noch ausgesprochen lecker.

Wie passend, dass sich an den Verkaufsraum ein schönes Café mit bayerisch-rustikalem Einschlag anschließt. Auch der Kaffee passt ins Gesamtbild. Er wird extra für das Café Schuntner von Hans Piller, dem Röstmeister der Rösterei Bohnenreich in Kolbermoor, frisch hergestellt. Als „Sendlinger Kaffee“ und „Sendlinger Espresso“ kann der Kaffee auch ungebrüht gekauft werden. Ein reichhaltiges Speisenangebot zum fairen Preis vom Frühstück bis zum Mittagstisch ergänzt das Angebot.

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So weit, so gut. Bei meinem letzten Besuch des Cafés Schuntner Ende Dezember 2017 hat alles gepasst, bis ich zu meinem Cappuccino ein Glas Leitungswasser haben wollte. „Des ham mer abgschafft“, bekam ich zur Antwort, denn „Leitungswasser zahlt keine Pacht!“ Die Kundschaft war regelrecht versessen auf das Leitungswasser, so dass der Mineralwasserumsatz dabei zu kurz kam. Jetzt kommt halt der Kunde zu kurz. Das mag eigenwillig von mir sein, aber ich bildete mir bisher ein, dass das Glas Wasser irgendwie zum Kaffee dazu gehört. Zumindest in den allermeisten Cafés dieser Welt. Selbst, wenn es nur ein symbolhaftes kleines Gläschen ist. Aber so gar nicht?

Ausgestattet mit einer neuen Lebensweisheit – Leitungswasser zahlt keine Pacht – trinke ich den Kaffee dann doch lieber daheim. Den immer noch sehr leckeren Kuchen kann ich ja dorthin mitnehmen. Dass ich für die Tüte 20 Cent bezahlen durfte passt ins Konzept. Und die bringe ich künftig selber mit. Leitungswasser hingegen lieber nicht…

Café Schuntner, Plinganserstrasse 10, München-Sendling, Öffnungszeiten: täglich von 08:00 – 18:00 Uhr.

5 Gedanken zu “Leitungswasser zahlt keine Pacht. Oder: die Konditorei Schuntner.

  1. Wirklich schade, wenn die kleinen Unternehmen jetzt schon am Kundenservice sparen müssen. Auch wenn die erzieherische Massnahme nicht wirkt, denn kaum ein Kunde wird sich Wasser zum Kaffee extra dazu bestellen. Wenn man man drüber nachdenkt, geht einem schnell auf, dass das Wasser ja eben auch nicht gratis aus der Leitung fliesst, dazu kommen noch der Arbeitsaufwand für das Befüllen, Servieren, Abräumen und Spülen der Gläser. Letzteres verursacht ja auch wieder Wasserverbrauch und zwar erheblich mehr als das Glas, was der Kunde trank. Ein bisschen verstehen kann ich den Betreiber schon, auch wenn ich der Meinung bin, grade am Kundenservice sollte man als Letztes sparen.

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    1. Das Glasl Wasser gehört für mich halt irgendwie dazu. In guten Kaffeehäusern in Wien wird das Wasser sogar nachgeschenkt. Da wird halt am falschen Ende gespart. Das es bestimmt nicht einfach ist einen gastronomischen Betrieb gewinnbringend zu führen ist mir klar, aber beim Service zu sparen, das kann`s doch nicht sein.

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  2. Hey Tom,
    Toni von der Kaffeerösterei Bohnenreich hier. Unsere Bohnen gab es im Café Schuntner nur ein paar Monate und inzwischen beliefert sie jemand anderes. Das wechselt wohl immer mal wieder… Unsere Bohnen gibt’s aber inzwischen in unserem neuen Webshop unter http://www.bohnenreich.de
    Vielen Dank für die obigen Zeilen.
    Beste Grüße, Toni

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    1. Hallo Toni, danke für Dein Feedback. Bin gerne bereit auch Euren Kaffee zu testen. Oder ich besuche Euch mal in Eurer Rösterei und schaue Euch beim Rösten über die Schulter… Gruß Tom

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